Im Rahmen des Forschungsprojektes VALiD durfte ich diese Frage heute im ORF Landesstudio Niederösterreich in einem Workshop erörtern. Klarerweise musste ich mich davor selber intensiver mit dieser Frage beschäftigen.
Meine persönliche Meinung ist, dass Datenjournalismus dazu da ist die Geschichten zu erzählen, denen mit „klassischem“ Journalismus nicht beizukommen ist, sobald (große) Datenmengen ins Spiel kommen. Und schon die Verwendung der Anführungszeichen bei „klassischem“ Journalismus macht deutlich, dass ich ein Problem habe diesen zu definieren. Umgekehrt stellt sich aber natürlich auch die Frage: Wo ist die Abgrenzung zwischen Daten-Journalismus und Journalismus? Gibt es überhaupt eine Abgrenzung zwischen Datenjournalismus und Journalismus?
Ich denke nicht. Das wäre so, als ob man Bleistiftjournalismus, Schreibmaschinenjournalismus und Computerjournalismus nach Schreibgerät unterscheiden würde. Oder Post-, Fax- und Emailjournalismus.
Das Verknüpfen, Unter- und Durchsuchen von Daten, um Zusammenhänge zu erkennen, ist in einer zunehmend vernetzten, digitalisierten Welt schlicht notwendig. Und dafür gibt es Werkzeuge. Aber aus der Existenz dieser Werkzeuge eine neue Form von Journalismus abzuleiten ist, diplomatisch gesprochen, unnötig. Ketzerisch würde ich sagen: Datenjournalismus ist ein Buzzword. Klar klingt es hip, wenn man Datenjournalismus betreibt! Aber im Endeffekt geht es genau darum das zu tun, was JournalistInnen schon immer gemacht haben: herumstochern, nach etwas berichtenswertem suchen und das dann in Form einer guten Story zu publizieren.
Eine schöne Annäherung an den Stellenwert von Daten im Journalismus findet sich auch in diesem kurzen Clip von Google. Darin wird eine Reihe bekannter „Daten“JournalistInnen zum Thema befragt.
The Age of Insight: Telling Stories with Data – vom Google News Lab
Ach ja, aufhören sollte man so, dass sich der Bogen der Geschichte schließt.
Ich fand es wieder einmal extrem bereichernd mich mit JournalistInnen, abgekoppelt von ihrem stressigen Tagesgeschäft, austauschen zu können. Und im Landesstudio NÖ war ich zuvor auch noch nie 🙂
Danke für die Einladung an Thomas Puchinger, Gernot Rohrhofer und Katharina Sunk vom ORF! Dank auch an meine KollegInnen vom Institut für Creative\Media/Technologies der FH St.Pölten (Wolfgang Aigner, Florian Grassinger und Christina Stoiber), die das Datenvisualisierungstool Netflower entwickelt haben (und weiterentwickeln), welches der Hauptinhalt dieses Workshops war!